Achter Teil: Monastiraki - Straße von Korinth - Peleponnes: Epidaurus - Tolon


1. Juni

Heute Morgen fahren wir mit einer Taxe nach Monastiraki, das sicher einer der interessantesten Athener Plätze ist. Sonntags findet hier ein riesiger Trödelmarkt statt, bei dem es alles zu kaufen gibt, was man sich nur vorstellen kann. Auch in den anliegenden Straßen wird gefeilscht, verkauft und gekauft, was das Zeug hält.

Ulla kauft mal wieder „Designer-Sonnenbrillen“ und Baseballkappen für die Enkel (hätt’ ich einen, tät’ ich’s auch), Hardy und Günther bekommen suuuper billige, aber auch suuuper schicke Hosen verpasst, und ich erstehe eine „Ray Ban“ für 3 € und eine Lochzange (2 €)  fürs Wohnmobil. Bei den Preisen kann nicht mal der gepriesene Liedl mithalten!

* eine Woche später konnte man da "RayBan" schon nicht mehr lesen...

        

Nach unserer Rückkehr zum Campingplatz machen wir uns startklar zur Weiterreise. Unsere Männer kümmern sich an der Entsorgungsstation um ihr Lieblingsthema AFF, die Route wird kurz abgesprochen, und schon geht’s weiter Richtung Peleponnes. Wir sind wild entschlossen, dort noch ein paar herrliche Sonnetage am Traumstrand zu verbringen. Hardy hat schon länger nichts von Oma Olga erzählt. Wahrscheinlich herrscht gerade Funkstille. Wir wollen hoffen, dass sich das nicht negativ auf die Großwetterlage auswirkt!

 

Linkerhand sehen wir schon kurz nach unserer Abfahrt den Hafen von Piräus mit seiner Vielzahl von großen Pötten, Schiffskränen, Lagerhäusern und Industrieanlagen.

 

Mir fällt auf, dass viele Schiffe vor dem Hafen ankern, und mein Göttergatte weiß es zu erklären (weil er ein schlaues Kerlchen ist): Die Hafengebühren sind so hoch, dass die meisten Schiffe erst dann im Hafen anlegen, wenn sie einen Termin zum Löschen oder Bunkern der Ladung haben.

Im Nordwesten der Bucht von Piräüs liegt die antike Stadt Eleusis.  Für eine Besichtigung dieser bei den Mystikern unserer Zeit wohlbekannten Kultstätte fehlt uns die Zeit, aber ich werfe Blicke in Richtung Eleusis und lese gespannt nach, was es dort zu sehen gäbe, wenn wir denn genügend Zeit dazu hätten...

ine „Heilige Straße” verband das Heiligtum der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter in Eleusis mit Athen, zu dem es seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. gehörte. Die berühmte Geheimkultstätte selbst wurde im 8. Jh. v. Chr. gegründet. Demeter und Persephone zu Ehren wurden hier alljährlich zweimal große Weihen und Prozessionen abgehalten. 395 n. Chr. wurde Eleusis von den Goten Alarichs verwüstet. Nur wenige Reste der antiken Stadt sind erhalten und werden seit 1882 ausgegraben.

Die nächste Sehenswürdigkeit an unserem Weg ist der Isthmus von Korinth, der eine recht interessante Geschichte hat:

Wir stellen unsere Womos auf einem Parkplatz am Rande des Kanals von Korinth ab und spazieren zu einer der Brücken über den Isthmus, um ein paar Fotos zu schießen. Leider kommt diesmal kein Kreuzfahrtschiff durch den Kanal gefahren. Als wir das letzte Mal hier waren, amüsierte es meinen Schatz, den Damen von oben ins Dekolleté zu gucken. Die Zeiten werden immer härter, nichts wird einem mehr gegönnt!

Das stürmische Kap Matapan war in der Antike gefürchtet und wurde nur ungern umfahren. Lieber schleppte man die Schiffe auf einer 6 km langen Trasse quer über die Landzunge, um sie am anderen Ufer wieder zu Wasser zu lassen. Kaiser Nero begann dann den Kanalbau, der jedoch erst zwischen 1882 und 1893 vollendet wurde.

Die stadt Korinth erlebte ihre größte Blütezeit im 5. Jh. v. Chr. Danach begann der Aufstieg Athens und damit der Niedergang Korinths, das 146 v. Chr. von den Römern völlig zerstört wurde. Es folgten Überfälle und Plünderungen durch die einfallenden Goten und Slawen, wobei das Werk der Zerstörung durch immer neue verheerende Erdbeben vollendet wurde - von dem gewaltigen Beben 551 n. Chr. hat sich die Stadt nur schwer erholen können. In den folgenden Jahrhunderten wechselten Stadt und Festung auf der Akrokorinth häufig ihre Besitzer - 1358 eroberten die Franken die Provinzhauptstadt der Byzantiner, die sie 1395 wieder an sich brachten, um sie 1400 an die Johanniter-Ritter zu verkaufen. 1458 fiel die Stadt an die Türken, die sie 1678-1715 an die Venezianer verloren. 1822 wurde sie von den aufständischen Griechen befreit.

Das antike Korinth besichtigten wir 1986 gemeinsam mit Fredi und Susi, und ich erinnere mich gut, wie wir den Kindern angesichts der vielen kreuz und quer herum liegenden Steine, die nur mühsam das Bild einer Stadt vor unseren Augen erstehen ließen, spannende Stories erzählten, um sie bei Laune zu halten.

Unsere Fahrt geht weiter, wir sind nun auf der Peloponnes, es ist heiß, der Himmel tiefblau – Hardys Oma ist bei uns, scheint mir..

Die Peloponnes, eigentlich eine Halbinsel,  wird durch den Kanal von Korinth zu einer künstlichen Insel. Sie markiert den südlichsten Teil der Balkanhalbinsel und umfasst etwa 15 490 Quadratkilometer. Die Einwohnerzahl beträgt ungefähr 500 000. Größte Stadt und Verwaltungssitz der Region Peloponnes ist Patras, eine wichtige Hafenstadt an der nordwestlichen Küste. Vor allem im Süden und Osten ist die Küste der Halbinsel durch weit in das Land hineinreichende Buchten stark gegliedert. Diese Buchten bilden von Westen nach Osten den Messenischen Golf, den Lakonischen Golf und den Argolischen Golf (Golf von Nauplia). Das Innere der Halbinsel ist überwiegend gebirgig. Im Taygetos befindet sich mit 2 407 Metern der höchste Berg des Landes. Die einzelnen Bergketten werden durch Becken voneinander getrennt. Vor allem die tieferen Lagen werden landwirtschaftlich genutzt. Zu den wichtigsten Anbauprodukten gehören Wein,

Vorbei an kleinen Dörfern, Weinbergen und uralten knorrigen Ölbäumen, die lichten Konturen der Berge im Hintergrund führt unser Weg nun Richtung Epidaurus, wo wir uns das antike Amphitheater anschauen wollen.

Epidaurus

 

Direkt über Epidaurus erhebt sich das Arahneo-Gebrige - das 'Arachnaion', wie es schon im 'Agamemnon' des Äschylos heißt. Dann, in den grünen Hang eines Hügels eingebettet, liegt das Theater von Epidaurus vor uns das bekannteste und besterhaltene aller antiken Theater; im 3. Jh. v. Chr. aus Kalkstein erbaut, mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Zuschau-ern, war und ist es wegen der schönen Lage und vor allem seiner unübertroffenen Akustik berühmt - noch auf den höchsten Stufen, in 22 m Höhe, ist jedes in der Orchestra gespochene Wort zu verstehen.

Im Sommer finden hier die "Festspiele von Epidaurus" statt, und die Auffuhrung eines antiken Dramas in diesem Theater, in dieser Landschaft mitzuerleben wäre sicher ein unvergessliches Erlebnis.

 

Nun wären wir allerdings schon froh, wenn man das berühmte Theater wenigstens besichtigen könnte. Es ist jedoch wegen eines Streiks der Museumsbediensteten geschlossen (in Athen hätten wir heute auch dumm ausgeschaut - unter dem Motto „Akropolis ade“). Schade! Wir waren zwar schon mit den Kindern hier, aber es tut uns Leid für Ulla, die es gerne gesehen hätte.

Bei der Weiterfahrt entdecken wir am Straßenrand eine kleine mykenische Brücke – einfach so - mitten in der Botanik.

Einige Kilometer weiter, hinter dem Ort Pirgotia, fahren wir links ab Richtung Tolo. Rechts und links der Straße sind große Orangenplantagen, und da fällt es uns wieder ein: Hier hat Muttern mit den vielen kleinen Kinderchen Apfelsinen geklaut und panikartig Reißaus genommen, als ein großer Hund auf uns zu rannte (s.u.).

Panische Flucht - cave canem!

Der Campingplatz in Tolo, den wir uns ausgeguckt haben, ist derselbe, auf dem wir mit unseren Kindern 1981 Urlaub machten – unseren allerersten Womo-Urlaub im gemieteten Tabbert-Reisemobil, einem für die damalige Zeit superschicken, goldmetallic-farbenen Gefährt.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Platz, der, wie es uns scheint, nicht nur komfortabler geworden ist mit den Jahren, sondern auch größer. Außerdem ist er rappelvoll. Man zeigt uns die beiden einzigen möglichen Stellplätze für unsere Babys, und ich bin ziemlich enttäuscht: Ich kann von hier ja gar nicht aufs Meer schauen! Am liebsten würde ich weiterfahren und bei einem anderen Platz mein Glück versuchen, aber unsere Crew redet mir gut zu, dass man doch sowieso tagsüber am Strand wäre und außerdem und einesteils und irgendwie – wir bleiben hier.

Ich tröste mich: Es gibt schlimmere Stellplätze (aber auch schönere, sagt da eine leise aufsässige Stimme in mir).

Wir richten uns häuslich ein; Markise, Oliventeppich, Stühle, Tische und Grill raus, jetzt wird erst mal was gegessen und getrunken!

 

 

2. Juni

 Am nächsten Morgen sieht die Campingwelt noch schöner aus: In der vorderen Reihe ist einer weggefahren, und ich kann beim Frühstück durch eine kleine Lücke aufs Meer schauen.

Heute ist den ganzen Tag Strandleben angesagt, jedenfalls bei Goertzens, Müllers wollen am Nachmittag mit dem Roller nach Nauplia fahren, wo Hardy seiner Ulla eine schöne Goldkette kaufen will. Ich bin meinem Mann wohl auch so goldig genug, ich krieg keine (haha, ich will auch gar keine). So genießen wir bis zum späten Nachmittag das (Weiß-)Gold des Sandstrandes, was ja wohl auch nicht ganz zu verachten ist. 

Schließlich brennt uns aber die Sonne doch zu sehr aufs Gehirn, so dass wir uns entschließen, den Rest des Nachmittags auf unserem – leider immer noch meerfernen – Stellplatz zu verbringen. Günther hat endlich einmal Muße zum Lesen (sag bloß: Ist wirklich nichts am Wohnmobil zu basteln? – isset denn die Möchlichkeit?), und ich hole mein Laptop nach draußen, speichere die letzten Digitalbilder ab und schreibe weiter an meinem Griechenland-Reisebericht. Das ist für mich ein gemütlicher Urlaubstag, wie er auch mal sein muss!

 

 Am Abend spazieren wir zu einem kleinen, romantischen Lokal, das an der Abzweigung zu unserem Campingplatz liegt und eine traumhafte Aussicht auf die Bucht und den Ort Tolo bietet. Während wir dort einen voll-mundigen roten Landwein genießen, geht die Sonne in einem prächtigen Farbenspiel allmählich unter.

 

Auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz kommen wir wieder an den Ruinen von „Ancient Assini“ vorüber (so steht es auf einem Hinweisschild – muss doch gleich morgen mal nachschauen, was es mit Ancient Assini auf sich hat).

3. Juni

Jetzt bin ich schon schlauer:  „Ancient Assini“ war eine Festung und dort gibt es auch noch ein Gräberfeld mit – wie es heißt -eindrucksvollen Kuppelgräbern. Ich glaub’ das jetzt einfach mal und muss sie nicht unbedingt anschauen.

Hier in Tolo wird nur gefaulenzt, das haben wir uns schließlich verdient!

Unser immer noch meerfernes Womo - Idyll unter Pinien

Nafplion ist der Hauptort (9280 Einw.) des Gebietes Argolís. Den ganzen Tag aalen wir uns am Strand in der Sonne, lesen, schwimmen, schnorcheln (zu sehen gibt es, verglichen mit dem karibischen Meer und dem indischen Ozean hier eher Hausbackenes, aber immerhin, es bewegt sich was im Wasser).


Am Spätnachmittag grillen wir uns unser Mittags-/Abendmahl und düsen dann mit den Rollern nach Tolo zu einem „Stadtbummel“. Fazit: Tolo hat einen netten kleinen Hafen und eine lange Straße mit Touristenshops und Lokalen. Hier gibt es nix zu kaufen, was man unbedingt haben wollte. Aber immerhin:


Zwei Internetcafés hat Tolo zu bieten. Was nützt es mir, wenn ich nicht reingehen darf? – Ich würde wohl ziemlich in Ungnade fallen, wenn ich meinem inneren Drang folgen würde, um meine inzwischen sicher überlaufende Mailbox zu sichten und zu sortieren.  Sehnsüchtig werfe ich Blicke ins Innere der Cafés – keiner versteht mich!!!

Lange halten wir es nicht in dem Örtchen aus, und so düsen wir nach knapp einer Stunde zurück zu unserem Kastraki Camping, wo wir den Abend bei Müller-Schneiders mit einem Video gemütlich beenden.

4. Juni

Another day in paradise! Wir genießen das süße Leben am herrlichen Kastraki Strand. Die Sonne brennt heiß, das Meer ist warm (mindestens 24 Grad), und unsere Getränke sind kalt (was bedeutet, dass unsere Kühlschränke diesmal einwandfrei funktionieren – was ja wohl schon mal anders war…). Es geht uns gut!

Nach einem faulen Strandtag fahren wir am späten Nachmittag nach Nafplion (auch Nauplia – das ist der römische Name), dem Hauptort des Gebietes Argolís. Es wird beherrscht von der Festung Palamidi und von dem Felsen Akronavplia. Schöne neoklassizistische Häuser und sehenswerte Kirchen geben der Stadt noch heute ihr Gepräge.

Schon von weitem sieht man die Festung über der malerischen Stadt, die häufig als die schönste Griechenlands bezeichnet wird und im 19. Jahrhundert 5 Jahre lang die Hauptstadt Griechenlands war – bis der erste griechische König, der - man höre und staune – ein waschechter Bayer war, den Regierungssitz nach Athen verlegte.

Der Gründer der Stadt war der Sage nach Nauplios, der Sohn des Poseidon und der Amymone. Sein Sohn Palamides soll das Alphabet eingeführt haben. Besiedlungssspuren fand man bei Akronavplia, die ins ausgehende Neolithikum zurückreichen (3. Jtd.). Im 7. Jh. diente Nauplia als Handelshafen der Argiver. Ende des 3. Jh. v. Chr. entstand eine Befestigungsmauer. In römischer Zeit war die Stadt aufgegeben. Im 12. Jh. befestigten die Byzantiner Nauplia. 1210 wurde die Festung von den Franken erobert, die aber 1389 den Venezianern weichen mußten. 1540 mußte die Stadt laut Vertrag den Türken überlassen werden, aber 1686 nahmen sie die Venezianer unter der Führung von Morosini wieder in Besitz. Nauplia erhielt den Namen Napoli di Romania. Bis 1715 konnten sich die Venezianer halten, dann übernahmen die Türken erneut die Stadt. Seit 1829 war Nauplia die Hauptstadt Griechenlands und Sitz der griechischen Regierung unter dem Gouverneur Kapodistrias. 1833 traf der erste König Griechenlands, Otto Prinz von Bayern, in Nauplia ein. Ein Jahr später verlegte er die Hauptstadt nach Athen. 1831 wurde Kapodistrias vor der Kirche Agios Spyridon von den Brüdern Mavromichali ermordet.

Wir stellen unsere Roller am Hafen ab und genießen dort den wunderschönen Blick auf das sonnenbeschienene Meer und das dem Hafen vorgelagerte Inselchen Burdzi mit einer kleinen Festung.

Das Kastell auf der Insel Burtzi wurde bereits im Jahre 1471 errichtet und war mit Akronauplia durch eine Kette verbunden, durch die man unerwünschten Schiffen die Zufahrt zum Hafen versperren konnte. Nach der Befreiung Griechenlands lebten die Strafrichter der im Gefängnis des Palamidi zum Tode Verurteilten auf der Insel, da sie in der Stadt ungern gesehen waren.

Vom Hafen aus beginnen wir auch unseren Bummel durch die malerische Altstadt von Nafplion. Wir sind begeistert von den vielen Läden mit wirklich ausgefallenem kunstgewerblichen Angebot. Hier könnte man ohne Ende Geld ausgeben. Auch die unzähligen Juweliergeschäfte bieten hier viel individuelleren Schmuck an als in Athen oder den Touristenorten, die wir bisher besuchten.

Der Mittelpunkt der Altstadt ist die Platia Sindagmatos (Verfassungsplatz). In unmittelbarer Nähe befinden sich zahlreiche Tavernen in der Odos Staikopoulou.



Nach unserem Rundgang durch die Altstadt genehmigen wir uns noch einen – teuren – Drink am Hafen und genießen noch einmal den wunderschönen Ausblick aufs Meer und die Insel Burdzi
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5. Juni

Heute wird ein allerletztes Mal gar nichts getan, bevor wir morgen unsere Rückreise beginnen.

Hardy sticht in See...   

Günther löst komplizierte Mordfälle...

Fortsetzung: Mykene - Patras - Fährfahrt nach Venedig - Heimreise